„Mr. Love Machine“ Supermax is dead – Tod von World Music-Star Kurt Hauenstein.

Er ließ in Martin Negers Cheers die Korken knallen und präsentierte als Stargast der 20. Spotlight-Party auf dem Free Deck des Dampfschiffes Schönbrunn World Music unter windwidrigen Umständen. Er mitinszenierte bei seinem 60. Geburtstag im Wiener Gasometer die Pelz- und Leder-Fashion-Show seines Kremser Freundes und nun in Berlin lebenden Kürschners Paul Prinz. Er zelebrierte mit DJ Dürnstein, Tom Snow & Co. eine technoide Opening-Party im damals von Mario Fürst neu übernommenen Tube der Kremser Undergroundszene: Kurt Hauenstein, der Austro-Star und Weltbürger ohne Berührungsangst jeglicher Musikstile, Kultur- und Lebensformen, verstarb in der Nacht auf Montag überraschend in einer Wohnung am Wiener Stadtrand. Angebliche Todesursache: Herzprobleme.

 

„Österreich ist ein schönes Land, die Menschen aber sind ein bisserl gewöhnungsbedürftig. Und die jungen Leute wissen gar nicht, dass es mich gibt“ philosophierte er im Jahre 2008, als er den Pop-Amadeus für sein Lebenswerk und das Silberne Verdienstzeichen der Stadt Wien überreicht bekam. Und tatsächlich ist es in Zeiten von flüchtigem Ruhm, Fließbandproduktionen und Chartmarketinghysterie schwierig, ohne nähere Recherche seiner Lebensgeschichte die langfristigen Leistungen von Kurt Hauenstein der jungen Population nachzuweisen.

 

Kurt war der Sohn des Wienerliedertexters und Schriftstellers Hans Hauenstein. Er absolvierte eine Juwelierlehre, trotz der „langen Haare“ (Zitat: „laut Innung kein Kündigungsgrund“), und ging mit ca. 20 nach Frankfurt am Main, wo er bei diversen Funkbands spielte und den Starproduzenten Frank Farian kennenlernte. Als Bassist wirkte er nicht nur bei dessen Schlagerambitionen („Rocky – ich hab noch niemals geliebt“) mit, sondern auch als musikalischer Supporter der Disco-Legende Boney M. („Daddy Cool“, „Gotta Go Home“ aka „Barbra Streisand“), die als deutsche Band die Welt eroberten.

 

Was auch Kurt Hauenstein mit seinem Pseudonym Supermax gelang. Zitat: „Ich war total in der schwarzen Szene, und die haben so gern g´sagt: „To the Max“. „Max“ für Maximum. Um das zu steigern, hab´ ich mir gedacht: Supermax, da geht nix drüber.“ Sein 8:40-Disco-Klassiker „Love Machine“, laut eigenen Angaben „die Hymne für Rotlichtmilieus und Schwulenclubs“, war 1977 in allen Charts Europas in den Top Ten zu finden und stieg sogar in die Hot 100 der arrivierten Billboard Blackcharts. Abseits erfolgreicher Vinyl-Releases („The World of Today“, „Fly With Me“) bzw. langer und exzessiver Clubtourneen in Italien, Spanien und Holland sprengte Hauenstein mit seinem Musikprojekt auch die politischen Grenzen: 1980 spielte Supermax als erste westliche Popgruppe hinter dem Eisernen Vorhang des Kommunismus. 1981 gastierte Hauenstein mit seiner schwarzen Frau und einer gemischtrassigen Band im Apartheid-verseuchten Südafrika – unter lebensgefährlichen Umständen wie Morddrohungen, Schüssen aus dem Hinterhalt und Einreiseverbot. The Beat went on 1983 in Jamaica, wo Hauenstein als erster weißer Musiker beim renommierten Reggae Sunsplash-Festival teilnahm.

 

Ausgeflippt wegen seines großen Erfolges ist Hauenstein nie: „Es verändert sich mehr die Umwelt als du selbst. Die Freunde glauben, du g´hörst nimmt dazu. Dann schaust do dorthin, wo die G´stopftn sind. Da gehörst du aber auch nicht hin.“ Und so widmete er sich während der nächsten ruhigeren Jahre diversen World-Music Produktionen mit musikalischen Partnern aus Surinam (Bamboo) oder Bulgarien (Yaku) bzw. spielte vor 2,5 Millionen Fernsehzuschauern beim UNESCO-Friedenskonzert in Sri Lanka oder beim Wiener Life Ball.

 

Viele Musikfans werden sich angesicht dieses Lebenslaufes ärgern, dass sie sich nicht schon zu Lebzeiten mit dem genialen Musiker Kurt Hauenstein beschäftigt haben. Neues Material ist laut dem Manager Herbert Gruber vorhanden, außerdem war auch ein Kinofilm über sein politisches Engagement geplant. Der Studio-54-Superhit „Love Machine“ wird auf jeden Fall die Dancefloors der Welt als Re-Release rocken. Obwohl Kurt Hauenstein schon in einem legendären Interview sagte: „Supermax – das ist das Gegenteil von Disco-Sound.“

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Kommentare: 2
  • #1

    Herbert Gruber (Dienstag, 20 November 2018 10:19)

    Sehr gut geschriebener Artikel!

    Lg Herbert Gruber

  • #2

    tsSLAueP (Montag, 22 August 2022 10:32)

    1